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 Worum geht es?

Oft wird behauptet, dass der bisherige Einsatz der Gentechnik bewiesen habe, dass die Technologie sicher sei. Das stimmt allerdings nicht. Viele Risiken wurden gar nicht eingehend untersucht. Und auch wenn sich nicht alle Befürchtungen bewahrheitet haben, so gibt es doch genug Beispiele dafür, was bereits schiefgegangen ist und lange Zeit übersehen wurde.

Was ist problematisch?

Eines dieser Beispiele ist mit erheblichen Folgen für Umwelt und Landwirtschaft verbunden: Gentechnisch veränderte Pflanzen mit einer Resistenz gegenüber Glyphosat werden seit über 20 Jahren kommerziell angebaut und sind weltweit die am häufigsten verwendeten Gentechniksaaten. In das Erbgut dieser Pflanzen wurde ein Gen für die Bildung eines zusätzlichen Enzyms eingefügt, das auch natürlicherweise in Pflanzen vorkommt, aber in der natürlichen Form nicht ausreicht, um sie gegen das Herbizid zu schützen. Die meisten der zum Beispiel in Argentinien, Brasilien und den USA angebauten Gentechnikpflanzen (Soja, Mais, Baumwolle, Zuckerrüben und Raps) sind deswegen so in ihrem Erbgut verändert, dass sie zusätzlich bestimmte weitere Varianten dieser EPSPS-Enzyme (5-enolpyruvylshikimate-3-phosphate (EPSP) synthase) produzieren.

Nach Forschungsergebnissen, die 2018 von chinesischen WissenschaftlerInnen veröffentlicht wurden (untersucht wurde die Art Ackerschmalwand, die oft als Modellpflanze genutzt wird), führt dieses zusätzlich in den Pflanzen gebildete Enzym aber nicht nur dazu, dass die Pflanzen gegenüber Glyphosat resistent werden. Es greift auch in den Stoffwechsel der Pflanzen ein, der Wachstum und Fruchtbarkeit steuert. Das kann dazu führen, dass Nachkommen der Pflanzen mehr Samen bilden und resistenter gegen Umweltstress sind. Als mögliche Ursache für die beobachteten Effekte nennen die ForscherInnen Wechselwirkungen mit dem natürlichen Pflanzenhormon Auxin. Dieses pflanzliche Hormon reguliert Wachstum, Fruchtbarkeit und die Anpassung an Umweltstress.

Diese Erkenntnis stellt die bisherigen Annahmen der Risikobewertung im Hinblick auf eine mögliche unkontrollierte Ausbreitung auf den Kopf: Kreuzen sich die Gentechnikpflanzen mit natürlichen Populationen, haben die Nachkommen einen deutlichen Überlebensvorteil und können sich wesentlich schneller ausbreiten, als bisher vermutet. Die neuen Untersuchungen zeigen, dass dieses Umweltrisiko vom zusätzlich eingefügten Gen selbst (und dem zusätzlich gebildeten Enzym) abhängig ist – und nicht, wie bislang angenommen, einzig vom Einsatz von Glyphosat. Durch Stressbedingungen wie Hitze und Trockenheit kann sich der Effekt sogar noch verstärken.

Hinweise auf ein unerwartet hohes Ausbreitungspotenzial dieser transgenen Pflanzen hatten sich bereits in früheren Untersuchungen gezeigt. Dennoch hatten die Europäische Lebensmittelbehörde EFSA und die Gentechnikindustrie stets behauptet, dass das zusätzliche EPSPS-Enzym keinen Überlebensvorteil für die Pflanzen biete, wenn diese nicht zusätzlich mit Glyphosat behandelt würden. Die neuen Forschungsergebnisse aus China zeigen jedoch: die zusätzlich in die Pflanzen eingebauten Gene können das Risiko für deren Ausbreitung in der Umwelt auch dann erhöhen, wenn kein Glyphosat eingesetzt wird. In der Folge könnten Gentechnikpflanzen invasiv werden und langfristig natürliche Arten verdrängen.

Weitere Informationen:

Es gibt weitere Aspekte, die für die Landwirtschaft bedeutsam sind. Manche Unkrautarten passen sich erfolgreich an den Gebrauch von Glyphosat an: Sie können die Aktivität der betreffenden Genabschnitte erhöhen und so ihrerseits, auf sozusagen natürlichem Weg, die Wirkung ihrer EPSPS-Enzyme erhöhen. Auch die Nachkommen der Unkräuter sind dann gegen den Einsatz des Herbizids geschützt. Die neuen Forschungsergebnisse legen nahe, dass diese Unkräuter dadurch auch eine höhere biologische Fitness erlangen können. Der großflächige Anbau gentechnisch veränderter Pflanzen kann demnach dazu führen, dass durch diese Anpassungsmechanismen immer mehr Superunkräuter entstehen. In Ländern, in denen die glyphosatresistenten Gentechnikpflanzen angebaut werden, breiten sich herbizidresistente Unkräuter tatsächlich wesentlich schneller aus, als ursprünglich erwartet wurde.

Dieses Beispiel zeigt: Werden gentechnisch veränderte Organismen freigesetzt, können Schäden in der Umwelt lange unentdeckt bleiben. Die derzeitige Risikoprüfung reicht nicht aus, um die Sicherheit der Pflanzen zu gewährleisten.

Helfen Sie mit, der Gentechnik Grenzen zu setzen und Risiken genügend abzuschätzen.

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